Home

Gerade laß ich, Paris versinkt im Müll. Gestern unterhielt ich mich über den ersten Bio-Laden in meiner Heimatstadt Bielefeld, im Grunde würde man ihn heute als Unverpackt-Laden betiteln. So entstand heute, nach dem Frühstück die Frage, warum produzieren wir Menschen so viel unnötigen Müll, warum verpacken wir Geschenke, warum trinken wir lieber Kaffee to Go aus einem frischen Pappbecher, als aus einem mitgebrachten Mehrwegbecher? Lieben wir unseren Müll womöglich, liebe ich meinen Müll?

Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Es lohnt ein Blick ins eigene Badezimmer. Zum reinigen meines Bades, würden Soda und Essig reichen, aber bei mir steht eine ganzer Korb Reiniger, natürlich alle irgendwie Öko. Mir würde ein Shampoo reichen, aber es stehen dort verschiedene Sorten und Marken. So könnte ich weiter aufzählen und mit meiner Küche weitermachen. Wie viele, von den Dingen die ich kaufe, benötige ich wirklich und warum kaufe ich mir all die Sachen? Immerhin kaufe ich ökologische Reiniger, aber auch hier entdeckte ich letztens, dass beim Geschirrreiniger der Umweltengel auf dem Produkt und das Wort nature nicht zwingend für ein ökologisches Produkt stehen. Die in einem Karton verpackten Tabs, waren zusätzlich in Plastik (Polymer) verpackt, welches sich in der Maschine auflöst, aber von Kläranlagen schlecht raus gefiltert werden kann und somit wieder in unser Trinkwasser gelangt und wer trinkt schon gerne Plastik? Also habe ich vor jedem Waschgang die Folie entfernt und in meiner gelben Tonne entsorgt. Das Produkt kaufte ich, weil es auf den ersten Blick ein ökologisches Versprechen gab und mir ein gutes Gewissen. Ein Info Scan bei Codecheck ergab Zuhause dann die Wahrheit.

Und damit wären wir bei der Psychologie, der Produktpsychologie, da spielen Farbe, Name, Slogans, Bilder Gerüche, ja sogar Musik und Töne eine Rolle. Produkte erzählen uns eine Geschichte, geben uns mit dem Kauf ein Image, ein kurzes Lebensgefühl, einen Glücksmoment, manche gar eine Art Identität. Viele Käufe sind Lustkäufe, einfach mal etwas Neues ausprobieren, etwas wagen.

Nehmen wir einmal den berühmten Kaffeebecher, also den Becher, den wir von all den sozialen Netzwerken kennen. Liebevoll zwischen Beinen fotografiert, oder vor einer Sehenswürdigkeit etc.. Oft versehen mit Wörtern, wie Pausenmodus, Chilltime, Auszeit, break time, Lieblingsmoment… .

Wir könnten besagte Bilder auch mit einem Mehrwegbecher machen, diese schönen und teils stylischen Edelstahlbecher, manche für über 60 Euro. Machen aber nur Wenige, Favorit bleibt der Pappbecher. Sicherlich hat man den Mehrwegbecher nicht immer dabei, Zuhause hat man möglicherweise sogar ein kleines Regal voll von den Dingern ( ist bei mir so), weil man ja der Umwelt etwas gutes tun möchte, lustiger Weise nutzen viele (ich) diese Becher sogar zuhause. Der Pappbecher muss also etwas an sich haben, etwas was wir, mögen, ich mag, was uns vielleicht, für einen kurzen Moment, ein positives Lebensgefühl vermittelt. Da stellt sich mir die Frage, würden die Pommes in der selbst mitgebrachten Edelstahlschale auf dem Fußballplatz noch genauso gut schmecken?

Ich habe länger über das Phänomen Kaffeebecher nachgedacht und für mich steckt hinter dem pappigen Becher eine Art Bulli Image, also ein kurzer Augenblick persönlicher Freiheit, verbunden mit einer Art Lifestyle, Image. Zusammengefasst also ein Glücksmoment, den wir gerne teilen, insbesondere mit dem Schaumherzchen.

So geben viele Käufe einen Glücksmoment, ein Gefühl der Genugtuung, der Entschuldigung, einige Käufe betrachten wir sogar als eine Art Statement, als persönlichen Aktivismus, insbesondere , wenn es um Ökologie geht. Doch dabei entsteht Müll, leider viel Müll.

Müll vermeiden könnte einfach sein, wenn da nicht diese Psychologie wäre, all diese Gefühle in uns. Ja, klar auch in trenne den Müll, aber weiß ich, was dann damit passiert. Immerhin verzichte ich beim to Go Becher auf diesen schlecht schmeckenden Plastikdeckel, Eine Art persönlicher kleiner Revolution. Vielleicht entsteht mit ein wenig Glück aus einer Subkultur eines Tages ein neues Freiheitsgefühl, bei der Nutzung von Mehrwegbechern.

Für mich ist es wichtig zu verstehen, warum ich im Grunde Müll, oder besser all diese vielen, bunten Konsum und Verbrauchsgüter liebe, denn nur so kann ich all den Müll am Ende vermeiden. Es ist noch ein Weg, den ich da vor mir habe.

Hinterlasse einen Kommentar